Im Vordergrund steht erst einmal ihr persönliches Interesse: „Ich esse einfach gern. Das bedeutet, dass ich auf meine Nahrungsmittel achtgebe, und gleichzeitig werfe ich allgemein Dinge ungern weg.“

Aufbewahrung ohne Kühlschrank
Jihyun Ryou hat sich dafür interessiert, wie man Gemüse aufbewahrte, als es noch keine Kühlschränke gab. Sie ist der Auffassung, dass die Verschwendung von Lebensmitteln vermieden werden kann, wenn die Menschen einen anderen Bezug zu ihren Nahrungsmitteln bekommen – sie nicht in einen Kühlschrank verbannen, sondern vor sich sehen: „Ich entwerfe den Raum, in dem Sie Ihr Gemüse ohne Kühlschrank aufbewahren können. Mit dem mündlich überlieferten Wissen der Bauern oder der Großeltern, wie sie das gemacht haben, als sie noch keinen Kühlschrank hatten.“

[image]


Altes Wissen und modernes Design
Durch das mündlich überlieferte Wissen der Vorfahren und eingehende Recherche hat die Künstlerin ein umfangreiches Wissen über die Bevorratung von Lebensmitteln erworben Jihyun Ryou hat auf dem Land recherchiert, Küchen besichtigt und mit Experten gesprochen. Dann hat sie ihr Wissen in modernes Design umgesetzt. So wertet sie ganz alltägliche Nahrungsmittel auf. Karotten, die sonst achtlos in der unteren Schublade des Kühlschranks landen, werden liebevoll in einen Behälter mit Sand gesteckt: „Wir bewahren diese Karotten oder den Lauch zu Hause waagrecht auf, aber wenn sie waagrecht liegen, verlieren sie mehr Energie, denn sie wollen in den Zustand zurück, in dem sie gewachsen sind – aufrecht. Ich benutze den Sand, um sie hinzustellen, gleichzeitig kann der Sand die Feuchtigkeit regulieren.“

Ästhetik und Nutzen
Jihyun Ryou verbindet das alte Wissen mit neuem Design Es sieht nicht nur ästhetisch aus – oft ist es auch sinnvoller, Nahrungsmittel nicht im Kühlschrank aufzubewahren. Denn die Temperatur im Kühlschrank (4 bis 8 Grad Celsius) ist für Gemüsesorten wie beispielsweise Gurken oder Auberginen zu kalt. Jihyun Ryou legt sie daher in einen Behälter aus Holz und gießt sie ein wenig, wie ihre Blumen.

In einem weiteren Regal macht sich Jihyun Ryou die chemische Reaktion zwischen Äpfeln und Kartoffeln zunutze: „Äpfel setzen viel Ethylen frei. Das führt dazu, dass anderes Gemüse schneller reift. Aber speziell mit Kartoffeln funktioniert es andersherum. Wenn man sie zusammen aufbewahrt, verlangsamt das Ethylen das Austreiben der Kartoffeln. Auf diese Weise kann man sie länger aufbewahren.“ Die Kartoffeln liegen dunkel in einem Fach, die Äpfel werden in Löcher darüber gelegt.

An einem weiteren Regal hängen Gewürze zum Trocknen. Jihyun Ryous neueste Erfindung: eine Tonschale für Obst, in die man Wasser geben kann. Das Obst bleibt länger frisch, weil es nicht austrocknet.

Die Künstlerin verbindet auf elegante Weise altes Wissen mit neuem Design. Und sie ist überzeugt: Hat man sein Obst und Gemüse vor Augen, will man es nicht wegwerfen – höchstens essen.

Quelle: http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw04/0128/02_design_fuers_gemuese.jsp?smonat=2011-4
Website: http://savefoodfromthefridge.blogspot.com

Leben ohne Kühlschrank: http://www.transition-initiativen.de/group/wiedererlernenalterfhigkeitenreskilling/forum/topics/leben-ohne-kuehlschrank